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Diskriminierung im Gesundheitswesen weit verbreitet

Wie hängen Rassismus & Gesundheit zusammen? Der diesjährige Bericht des nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors* (DeZIM) mit dem Schwerpunkt Gesundheit zeigt: In der gesundheitlichen Versorgung werden häufig Diskriminierungs- & Rassismuserfahrungen angegeben – und zwar nicht nur von potenziell von Rassismus Betroffenen.

Von Juni bis November 2022 untersuchten Wissenschaftler*innen des DeZIM-Instituts die Diskriminierungserfahrungen von Menschen in Deutschland. Bei der umfangreichen und repräsentativen Befragung nahmen mehr als 21.000 Personen in Deutschland teil.

Der diesjährige Schwerpunkt Gesundheit konzentriert sich unter anderem auf den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen bei der Nutzung von Gesundheitsdienstleistungen sowie deren Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung.

Prof. Dr. Frank Kalter, Direktor des DeZIM-Instituts, erklärt: „In diesem Bericht haben wir einen Schwerpunkt auf das Gesundheitswesen gelegt. Diskriminierung findet hier an unterschiedlichen Stellen statt. Rassistisch markierte Personen erhalten zum Beispiel schlechter Termine und finden weniger Gehör mit ihren Leiden.“

So gibt laut Studie knapp jede dritte rassistisch markierte Person an, dass ihre Beschwerden nicht ernst genommen wurden. Frauen machen insgesamt häufiger negative Erfahrungen als Männer im Gesundheitswesen: 39 % Schwarzer Frauen, 35 % muslimischer Frauen, 29 % asiatischer Frauen und 26 % nicht rassistisch markierten Frauen berichten von mindestens gelegentlich ungerechter und schlechterer Behandlung.

Diskriminierung im Gesundheitswesen kann schwerwiegende Folgen haben, etwa wenn Menschen aufgrund ihrer negativen Erfahrungen vermeiden, Ärzt*innen aufzusuchen: So geben 13 % bis 14 % der Schwarzen, asiatischen und muslimischen Frauen an, eine Behandlung aus Angst vor Diskriminierung verzögert oder komplett gemieden zu haben. Bei Männern liegt der Anteil in all diesen Gruppen bei etwa 8 %.

Die Studie zeigt außerdem: Je häufiger Diskriminierungs- und/oder Rassismuserfahrungen gemacht werden, desto stärker fallen die Hinweise auf eine Angststörung und depressive Symptome aus. Erneut wird also deutlich, dass Diskriminierungserfahrungen sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken.

Sabine Maur, Präsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, fordert vor diesem Hintergrund: "Diskriminierungssensible Psychotherapie muss verstärkt Gegenstand der Aus- und Weiterbildung von Psychotherapeut*innen sein." Die Landespsychotherapeutenkammer bietet seit Jahren verschiedene Fortbildungen zu diesem Thema an, etwa eine Kooperationsveranstaltung zur interkulturellen Kompetenz am 14. November 2023. Alle Veranstaltungsankündigungen finden Sie hier.

Die vollständige Studie „Rassismus und seine Symptome“ vom 7. November 2023 finden Sie hier zum Download.

Quelle: www.rassismusmonitor.de

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* Hintergrund:
Der Deutsche Bundestag hat im Juli 2020 Mittel bereitgestellt, um am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM-Institut) einen Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) aufzubauen. Der Kabinettsausschuss gegen Rechtsextremismus und Rassismus verabschiedete am 25. November 2020 einen zusätzlichen Maßnahmenkatalog, der unter anderem vorsieht, die Forschung zu Rassismus in Deutschland auszubauen. Die Rassismusforschung soll in Deutschland institutionell verankert und eine Struktur geschaffen werden, die von anderen Organisationen und Institutionen aus Wissenschaft und Praxis genutzt werden kann.
Das Team des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa) besteht aus Forscher*innen des DeZIM-Instituts in Berlin sowie der bundesweit vernetzten DeZIM-Forschungsgemeinschaft. Das Team vereint Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Disziplinen, um den multi-methodischen und interdisziplinären Charakter des NaDiRa zu gewährleisten.

[Abbildung: iStock/gmast3r]

09.11.2023
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