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Erste Stätte für stationäre Gebietsweiterbildung in Neuropsychologischer Psychotherapie anerkannt

Die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz hat die Klinik Burg Landshut, die zum MEDIAN Reha-Zentrum Bernkastel-Kues gehört, als erste Weiterbildungsstätte für die stationäre Weiterbildung auf dem Gebiet der Neuropsychologischen Psychotherapie anerkannt. Deutschlandweit stellt dieses Weiterbildungsangebot ein Novum dar. Wir haben mit der von der Kammer anerkannten Weiterbildungsbefugten Selina Reuland und der ersten dort angestellten Psychotherapeutin in Weiterbildung (PTW), Melina Boettcher, gesprochen und sie zu ihren Erfahrungen befragt.

„Mir persönlich war sehr früh klar, dass wir die neue Weiterbildung in Neuropsychologischer Psychotherapie anbieten möchten“, berichtet Kammermitglied Frau Reuland. Sie ist seit 2021 approbiert als Psychologische Psychotherapeutin, hat die Zusatzbezeichnung in Neuropsychologischer Psychotherapie in der Bereichsweiterbildung erworben und ist nun auch Weiterbildungsbefugte für die neue Gebietsweiterbildung. „Wir haben bisher an dieser Klinik die Bereichsweiterbildung Neuropsychologie angeboten und mir war es ein wichtiges Anliegen, auch frühzeitig in die Gebietsweiterbildung einzusteigen. Wir möchten uns in der neuen Weiterbildung engagieren und Nachwuchs ausbilden, um später über kompetentes Personal für die Klinik zu verfügen.“, erklärt sie. Schon 2022 wurde daher im MEDIAN Klinikverbund eine Klinik- und gebietsübergreifende Arbeitsgruppe gegründet, um die Anforderungen der neuen Weiterbildung umzusetzen. Sprecherin dieser Gruppe ist Frau Reuland. Der Psychotherapeutenweiterbildung wurde von Anfang an eine wichtige Bedeutung beigemessen und dadurch auch die Wertschätzung der Psychotherapeuten in der Klinik betont, wie die Weiterbildungsbefugte erläutert. 

Schon während sie die drei Jahre Berufserfahrung erwarb, die eine der Voraussetzungen für die Anerkennung als Befugte sind, ging Frau Reuland in den Austausch mit der Landespsychotherapeutenkammer, ließ sich beraten, erstellte ein Konzept für die Weiterbildung und kümmerte sich um Kooperationsverträge mit Weiterbildungsstätten für die theoretische Weiterbildung und die Selbsterfahrung. „Ich hatte sehr viele Fragen, da es sich ja um eine ganz neue Gebietsweiterbildung handelt“, berichtet sie. „Die gute Beratung durch die Landespsychotherapeutenkammer hat mir sehr weitergeholfen und insgesamt war die Antragsstellung überhaupt nicht so schwierig, wie manchmal behauptet wird“. 


Selina Reuland: "Die gute Beratung durch die Landespsychotherapeutenkammer hat mir sehr weitergeholfen und insgesamt war die Antragsstellung überhaupt nicht so schwierig, wie manchmal behauptet wird“. 



Nicht nur Frau Reuland arbeitete zielstrebig auf die neue Gebietsweiterbildung hin, auch in Berlin war jemand fest entschlossen, den Weg der neuen Weiterbildung auf diesem Gebiet zu gehen: Frau Boettcher hatte bereits im Bachelor-Studium, das sie in Osnabrück absolvierte, ein Praktikum im Bereich der Neuropsychologie absolviert und gleich festgestellt, dass sie dieses Thema faszinierte. Osnabrück war eine der ersten Universitäten, an denen das Psychotherapiestudium nach dem reformierten Psychotherapeutengesetz im neuen Masterstudiengang möglich war und Frau Boettchers Jahrgang der erste, der dort seinen Abschluss machen konnte. Allerdings musste sie nach dem Studienabschluss feststellen, dass noch nirgendwo die neue Weiterbildung auf diesem Gebiet angeboten wurde. „Ich wollte gerne die Neuro-Weiterbildung nach dem neuen System absolvieren, da ich großes Potential in diesem neuen Weg sehe und den Umbruch zur neuen Weiterbildung sehr spannend finde“, erklärt sie. Sie beschloss abzuwarten und sammelte zwischenzeitlich Erfahrungen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe in Berlin. Darüber hinaus telefonierte sie zahlreiche in Frage kommende Kliniken ab, bis sie hörte, dass in Rheinland-Pfalz die Umsetzung der neuen Gebietsweiterbildung schon recht weit gediehen sei. Sie nahm Kontakt mit Frau Reuland auf und wurde zu einem Hospitationstag eingeladen, der ein voller Erfolg war. „Es passte gleich alles so gut, wir mussten die Stelle gar nicht erst ausschreiben“, freut sich Frau Reuland. Frau Boettcher nahm für diese Stelle sogar den Umzug von Berlin nach Bernkastel-Kues auf sich – ein großer Schritt, aber die Stelle war es ihr wert. Frau Reuland lobt in diesem Zusammenhang das Entgegenkommen der Kammer: Der Antrag wurde sehr zügig bearbeitet, um Frau Boettcher den Beginn der Weiterbildung mit Antritt der Stelle zum 1. Mai 2025 zu ermöglichen. Drei Jahre wird sie nun hier in der Klinik absolvieren.


Melina Boettcher:"Ich wollte gerne die Neuro-Weiterbildung nach dem neuen System absolvieren, da ich großes Potential in diesem neuen Weg sehe und den Umbruch zur neuen Weiterbildung sehr spannend finde.“



Begeistert berichtet Frau Boettcher von den Erfahrungen, die sie bisher als „Psychotherapeutin in Weiterbildung“ (PTW) machen konnte: Anfangs hospitierte sie vor allem bei anderen Psychotherapeut*innen, begleitete sie auch in die Gruppentherapie und konnte dann, als sie sich bereit dafür fühlte, erste eigene Patient*innen übernehmen – sowohl in der Gruppen- als auch in der Einzeltherapie. Ihre Fälle werden engmaschig nachbesprochen, sie hat ein bis zwei Supervisionsstunden pro Woche.

Besonders lobt Frau Boettcher, dass sie sich ihr theoretisches Curriculum aus einem großen Angebot frei zusammenstellen kann. „Wir wollten unseren PTWs möglichst viel Wahlfreiheit anbieten und haben daher Kooperationsverträge mit fünf regionalen und überregionalen Weiterbildungsstätten für die Theorie abgeschlossen“, erklärt Frau Reuland. „Frau Boettcher stellt sich für ein Jahr ihre Veranstaltungen aus dem Angebot zusammen und spricht den Plan dann mit mir ab.“ So kann man sich genau für diejenigen Themen theoretisches Hintergrundwissen aneignen, bei denen man in der praktischen Arbeit Bedarf festgestellt hat, ergänzt Frau Boettcher. 

Auch Frau Reuland ist sehr zufrieden mit ihrer neuen PTW. Sie betont, dass die nach dem neuen System ausgebildeten Absolvent*innen schon sehr viel praktisches Wissen mitbringen, das gewinnbringend in der Klinik eingesetzt werden kann. Generell möchte Frau Reuland Kolleg*innen ermutigen, dem Beispiel der MEDIAN Klinik Burg Landshut zu folgen und sich ebenfalls als Weiterbildungsstätte anerkennen zu lassen. Sie selbst hat mittlerweile auch die Anerkennung als Weiterbildungsbefugte für die Gebietsweiterbildung auf dem Gebiet Psychotherapie für Erwachsene erhalten und die Klinik Moselhöhe, die ebenfalls zum MEDIAN Reha-Zentrum Bernkastel-Kues gehört, von der Landespsychotherapeutenkammer als Weiterbildungsstätte anerkennen lassen. Immer wieder wird sie von Kolleg*innen aus anderen Kliniken um Rat gefragt und bietet bereitwillig Unterstützung. Sogar eine Ausfüllhilfe für die Antragsformulare der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz hat sie mit Kolleg*innen konzernintern entwickelt.

Für die Zukunft der Weiterbildung hat Frau Reuland noch einige Ideen: Perspektivisch hofft sie, eine verzahnte Weiterbildung über die vollen fünf Jahre Weiterbildungszeit entwickeln zu können, sofern Kooperationspartner im ambulanten Bereich gefunden werden können. Auch ein eigenes internes Theorie-Curriculum würde sie gern im MEDIAN Verbund aufbauen – aber all das ist noch Zukunftsmusik. Vorerst freut sie sich darüber, dass die ersten Erfahrungen als Weiterbildungsstätte nach dem neuen System so positiv sind.

[Melina Boettcher (links) und Selina Reuland mit den Anerkennungsurkunden der LPK RLP]

09.07.2025
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