LPK RLP besuchte beeindruckende Ausstellung
Am 25. August 2025 haben Mitglieder der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz gemeinsam mit Kammerpräsidentin Sabine Maur und Peter Andreas Staub (Mitglied des Vorstandes der LPK RLP und der KV RLP) sowie Kammergeschäftsführerin Petra Regelin die Ausstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ besucht. Die Wanderausstellung ist noch bis 3. September 2025 kostenlos in der Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) zu sehen.
Anhand von konkreten Fallbeispielen wird dargestellt, welche Auswirkungen die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 auf Patient*innen, Ärzt*innen und die Kassenärztliche Vereinigung Deutschlands (KVD) hatte. Thematisiert werden auch die Zwangssterilisationen und der Massenmord an Menschen mit psychischen Erkrankungen und Menschen mit Behinderungen im Rahmen der „Aktion T4“ zur Vernichtung „lebensunwerten Lebens“.
Herr Staub und Frau Maur führten zu Beginn des gemeinsamen Ausstellungsbesuches in die Thematik ein. Herr Staub nahm dabei die staatliche Einflussnahme auf das Gesundheitswesen und auf die Berufspraxis der Ärzt*innen und Psycholog*innen in der NS-Zeit in den Fokus. Die Geschichte mahne dazu, wachsam zu sein und zu verhindern, dass jemals wieder das Berufsethos einer staatlichen Ideologie untergeordnet werde. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Vergangenheit nie wieder Gegenwart wird“, so Herr Staub.
Frau Maur ergänzte, dass viele Psycholog*innen damals in vorauseilendem Gehorsam jüdische Kolleg*innen aus Standesorganisationen und von ihren wissenschaftlichen Positionen ausschlossen. Die psychologische Forschung wurde ganz in den Dienst der Regierung und der Wehrmacht gestellt. Mehr als 300.000 Menschen mit psychischen Erkrankungen und mit Behinderungen, darunter mindestens 5.000 Kinder und Jugendliche, wurden aufgrund ihrer Erkrankungen vom NS-Regime verfolgt und ermordet. Rund 400.000 Menschen wurden zwangssterilisiert. Viele der verfolgten Personengruppen wurden erst sehr spät als Verfolgte des NS-Regimes vom Deutschen Bundestag anerkannt, Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen sogar erst im Januar dieses Jahres.
Zuletzt wies Frau Maur auf die nächstgelegene Gedenkstätte Hadamar bei Limburg hin, die an die Verfolgten der nationalsozialistischen „Euthanasie“ erinnert. Fast 15.000 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen wurden von 1941 bis 1945 in Tötungsanstalt Hadamar [Link!] ermordet. Die Kammer plant, im nächsten Jahr eventuell eine gemeinsame Exkursion für Kammermitglieder nach Hadamar anzubieten. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit des eigenen Berufstandes sei sehr wichtig, auch um für aktuelle bedrohliche Entwicklungen für vulnerable Gruppen sensibilisiert zu sein, so die Kammerpräsidentin.
Nach den einführenden Worten der Vorstandsmitglieder konnten sich die Teilnehmer*innen die 19 Roll-up-Banner der Ausstellung in Ruhe ansehen. An zwei Medienstationen wird außerdem (audio-)visuelles Material präsentiert, unter anderem Ausschnitte aus Video- und Toninterviews mit Betroffenen und ihren Nachkommen sowie zeitgenössische Fotografien und Postkarten.
Weiter Informationen finden Sie unter https://www.systemerkrankung.de/
Alle Interessierten können die Ausstellung noch bis Mittwoch, dem 3. September 2025, zu folgenden Zeiten in der Hauptverwaltung der KV RLP, Isaac-Fulda-Allee 14, 55214 Mainz, besuchen:
Mo-Do: 9:00-17:00 Uhr
Fr.: 9:00-12:00 Uhr
Der Eintritt ist frei.