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Laufen sinnvoll als zusätzliche Therapie

Ein Jahr lang lief das Pilotprojekt "Der Depression Beine machen" in Rheinland-Pfalz. Die Evaluation zeigt: Die Laufgruppenteilnehmer profitieren nicht nur von der regelmäßigen Bewegung.

Die Träger des rheinland-pfälzischen Modellprojekts "Der Depression Beine machen" haben nach einjähriger Laufzeit ein positives Resümee gezogen.
"Es hat sich gezeigt, dass ein niedrigschwelliges ambulantes Aktivierungsangebot neben einer Psychotherapie positive Auswirkungen auf die Psyche von Menschen mit Depression haben kann," sagte die Schirmherrin des Projekts, Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Sie forderte: "Es ist wichtig, dass solche Angebote Eingang in die Regelversorgung finden." Die Form ist neu Rund 100 Teilnehmer hatten sich seit Herbst 2015 in drei wöchentlichen Lauftreffs in Koblenz, Landau und Mainz zusammengefunden. Die Laufgruppen wurden von Turnvereinen vor Ort organisiert und sowohl sportfachlich wie psychotherapeutisch begleitet.
Neu ist die Form des Projekts: Während es regelmäßige Laufprogramme im stationären Bereich für Menschen mit Depressionen gebe, würden für diese Zielgruppe kaum ambulant organisierte Laufgruppen angeboten, berichtete die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz (LZG).
Die Initiative dazu war von der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz ausgegangen.
Außerdem beteiligt waren die LZG, der Rheinhessische Turnerbund, die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Rheinland-Pfalz, die Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Behinderter Rheinland-Pfalz und Lotto Rheinland-Pfalz.
Das Zentrum für empirische pädagogische Forschung der Universität Koblenz-Landau (zepf) begleitete das Projekt wissenschaftlich. Per Fragebogen wurden die Ausgangslage, die Bewertung des Modellprojekts am Projektende sowie mehrmals im Lauf des Projekts die aktuelle Befindlichkeit der Teilnehmer abgefragt. Das berichtete Dr. Julia Fluck vom zepf. Befragungen vor und nach einzelnen Trainingseinheiten hätten ergeben, dass die Beteiligten ihre körperliche und psychische Befindlichkeit nach dem Laufen signifikant besser einschätzten als vorher. Austausch extrem hilfreich Die Teilnehmer hätten berichtet, dass das Projekt ihre Erwartungen erfüllt habe, zum Beispiel im Hinblick auf eine bessere körperliche und psychische Befindlichkeit, gestärkte Widerstandskraft, erhöhte Lebensfreude und mehr Selbstvertrauen. Besonders den Austausch innerhalb der Laufgruppe sahen sie als hilfreich an. Das Modellprojekt wurde überwiegend als gut bis sehr gut bewertet.
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung des Projekts wurden auch von den Übungsleitern und Psychotherapeuten bestätigt. Sie beschrieben die Motivation in den Laufgruppen als durchgängig hoch.
Sich zu überwinden, durchzuhalten und eine Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit wahrzunehmen wirke sich positiv auf die Stimmungslage aus und setze eine Aufwärtsspirale in Gang.
Professor Gerhard Huber vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg unterstrich aus wissenschaftlicher Sicht die positive Wirkung von Bewegung auf Menschen mit leichter und mittelschwerer Depression. Er gab aber auch zu bedenken, dass Sport alleine und ohne eine begleitende Psychotherapie wenig ausrichten könne. Dafür könne Bewegung aber eine präventive Wirkung haben. An allen drei Standorten wird das Angebot von den beteiligten Turnvereinen weitergeführt. Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der LZG, versicherte: "In Rheinland-Pfalz sollen noch weitere Standorte für Laufveranstaltungen hinzukommen. Die LZG wird alle Interessierten, die ein ambulantes Laufangebot für Menschen mit Depression in ihrer Region aufbauen wollen, im Rahmen der Initiative unterstützen." Quelle: Zegelmann, Anne: Laufen sinnvoll als zusätzliche Therapie, in: ÄrzteZeitung, 05.12.2016

06.12.2016
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