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Personalmangel in der Psychiatrie führt zu mehr Zwangsmaßnahmen

(BPtK-News) Zu wenig Personal führt in psychiatrischen Krankenhäusern zu mehr Zwangsmaßnahmen. Das ist ein zentrales Ergebnis des „Versorgungsbarometers Psychiatrie 2019“. Dafür befragte ver.di über 2.000 Beschäftigte aus knapp 170 Krankenhäusern. Drei von vier Beschäftigten hatten in den letzten vier Wochen mindestens eine Zwangsmaßnahme miterlebt, die Hälfte mindestens wöchentlich. 60 Prozent der Befragten glauben, dass „ungefähr die Hälfte“ oder „fast alle“ dieser Zwangsmaßnahmen mit einer besseren Personalausstattung vermeidbar gewesen wären.

Die personellen Defizite in der Psychiatrie führen auch dazu, dass es vermehrt zu Übergriffen von Patienten auf Personal kommt. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, in den vier Wochen vor der Befragung körperliche Übergriffe gegen sich selbst erlebt zu haben.

Auch die psychotherapeutische Versorgung kann aufgrund des Personalnotstands nicht ausreichend qualifiziert sichergestellt werden. Die psychotherapeutische Versorgung wird vor allem von den Psychotherapeuten im Praktikum ermöglicht. So gibt eine Befragte an: „Die Patienten bekommen bei uns maximal 25 Minuten Einzelpsychotherapie pro Woche. Diese Therapie wird größtenteils von Psychotherapeuten im Praktikum durchgeführt. Sonst hätten viele Patienten gar keine Psychotherapie.“

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) soll am 19. September 2019 über neue Personalvorgaben in der Psychiatrie entscheiden. Viele Experten fürchten jedoch ein Desaster, weil der G-BA sich erneut nicht zu einer sachgerechten Reform in der Lage sieht. Es ist zu befürchten, dass er nur minimale Verbesserungen beschließt, die nicht dazu führen, dass sich die Zwangsmaßnahmen in den psychiatrischen Kliniken verringern. Zum "Versorgungsbarometer Psychiatrie 2019" gelangen Sie hier.

Foto: Pixabay

18.09.2019
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