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Zeit für eine Bilanz: Erfahrungen & Erkenntnisse zur Digitalisierung durch Corona

Die Corona-Pandemie hat zu einem Digitalisierungsschub in der Psychotherapie geführt: Während vor der Pandemie nur 5 % der Psychotherapeut*innen Videosprechstunden durchgeführt hatten, stieg der Prozentsatz sprunghaft auf nun etwa 80% an. Um die Versorgung der Patient*innen sicherzustellen, haben die Psychotherapeut*innen Umstellungsfähigkeit bewiesen und konnten so zahlreiche neue Erfahrungen sammeln. Nun war es an der Zeit, Bilanz zu ziehen: Dies tat die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz mit Unterstützung renommierter Expert*innen in einer großen digitalen Podiumsdiskussion zum Thema "Digitalisierung& Psychotherapie – Erfahrungen & Erkenntnisse durch Corona". Rund 300 Teilnehmer*innen hatten sich zugeschaltet und ließen sich von Kammergeschäftsführerin Petra Regelin durch die Veranstaltung führen. Unter den Zuhörer*innen waren nicht nur etwa 200 rheinland-pfälzische Psychotherapeut*innen, sondern auch 40 Psychotherapeut*innen und Ärzt*innen anderer Heilberufskammern aus dem gesamten Bundesgebiet, viele Kooperationspartner der LPK sowie einige Landtagsabgeordnete, Vertreter*innen der rheinland-pfälzischen Krankenkassen, des GKV-Spitzenverbandes, der KV Rheinland-Pfalz, von Psychotherapieverbänden, Kliniken und auch viele Medienvertreter.

In ihrem Impulsvortrag gab Kammerpräsidentin Sabine Maur einen Überblick über den Einsatz von Videotherapie in der Psychotherapie und über die Chancen und Risiken der neuen digitalen Gesundheitsanwendungen (DIGA). Sie betonte, dass DIGA keine Versorgungsprobleme lösen, ihre Integration in eine herkömmliche Psychotherapie aber durchaus nutzbringend sein kann. Die bisher beim BfArM veröffentlichten DIGA seien in ihren Informationen bisher unbefriedigend und möglicherweise irreführend. Die Kombination aus digitalen Elementen und analoger Therapie, die so genannte blended therapy habe Potential, Face-to-face bleibe in der Psychotherapie aber Goldstandard. Patient*innen dürften mit digitalen Anwendungen nicht alleine gelassen werden. Wichtig sei es, die digitale Kompetenz der Behandler*innen und der Patient*innen zu fördern, Qualitätsstandards und Leitlinien für die neuen digitalen Möglichkeiten zu entwickeln und das Thema Digitalisierung in Aus- und Weiterbildung zu implementieren.
[Die Präsentation zum Impulsvortrag von Sabine Maur finden Sie hier.]

Prof. Dr. Harald Baumeister von der Universität Ulm stellte in seinem Kurzvortrag ein „Digitales Zukunftsszenario Psychotherapie“ vor und erläuterte verschiedene Möglichkeiten digitaler Anwendungen in der Psychotherapie – etwa den Einsatz von Virtual Reality zur Behandlung von sozialen Phobien, Höhen- und Flugangst – sowie Studien zu deren Wirksamkeit.
[Die Präsentation zum Impulsvertrag von Prof. Dr. Harald Baumeister finden Sie hier.] Die in den Impulsvorträgen geschilderten Erfahrungen und Erkenntnisse wurden von den beiden Referent*innen gemeinsam mit den weitere Gästen Dr. Philipp Stachwitz, Director Medical Care des health innovation hub (hih) des Bundesgesundheitsministeriums und Heike Arend, Geschäftsführerin der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP.) in einen breiteren Kontext eingeordnet. Diskutiert wurde unter anderem darüber, wie man in der Corona-Zeit gewonnene positive Erfahrungen im Bereich Digitalisierung nachhaltig sichern kann und welche Grenzen das Gut der Patientensicherheit den digitalen Möglichkeiten setzt. Kritisch beleuchtet wurde die Tatsache, dass gemäß DVG (Digitale Versorgungsgesetz) DIGA entweder von Psychotherapeut*nnen oder Ärzt*innen verschrieben oder aber auf Grundlage einer Diagnose von Krankenkassen empfohlen werden können. Hier wurde die Gefahr gesehen, dass Patient*innen mit den digitalen Gesundheitsanwendungen alleingelassen werden und die Krankenkassen ihre Kompetenzen überschreiten. Sabine Maur betonte daher, dass es von entscheidender Bedeutung sei, dass Diagnostik und Therapie weiterhin in approbierter Hand bleiben, um die Patientensicherheit auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung zu gewährleisten und eine gute psychotherapeutische Versorgung zu sichern.
  • Weitere Informationen zur Veranstaltung und zu den Referent*innen finden Sie hier.
  • Die gesamte Podiumsdiskussion können Sie sich jetzt auch auf YouTube ansehen. Sie finden das Video hier.

18.11.2020
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