Zum Seiteninhalt

#MentalHealthTeens & Corona: Wichtiger Austausch zwischen Schüler*innen und Psychotherapeut*innen

Wie steht es in der Corona-Pandemie um die psychische Gesundheit junger Menschen? Dazu tauschte sich die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz mit betroffenen Jugendlichen sowie in diesem Bereich arbeitenden und forschenden Psychotherapeut*innen aus. Am 11. März 2021 waren daher Schüler*innen und Psychotherapeut*innen eingeladen zur Online-Veranstaltung "#MentalHealthTeens & Corona", die die LPK RLP zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und den Landesschüler*innenvertretungen Rheinland-Pfalz und Hessen durchführte.

Im ersten Teil der Veranstaltung, die Kammerpräsidentin Sabine Maur einleitete und moderierte, wurden Tandems gebildet: jeweils eine Schülerin/ein Schüler und eine Professor*in für Psychologie bzw. Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeie hielten gemeinsam einen kurzen, persönlich und empirisch fundierten Vortrag, wobei unterschiedliche Problembereiche vorgestellt wurden:
  • Alkohol, Drogen, Essen, Medien: Ab wann wird's kritisch?
  • "Die da oben": Wie umgehen mit Verschwörungstheorien?
  • Schule & Covid: Mehr Druck, mehr Einsamkeit, mehr depri?
  • Wenn's kritisch wird: Wie kann ich helfen, wenn's jemandem schlecht geht?
Im zweiten Teil konnten alle Teilnehmer*innen in so genannten "Breakout-Sessions" (entsprechen Kleingruppen in Präsenzveranstaltungen) über diese und andere Themen diskutieren und die Schüler*innen konnten konkrete Fragen stellen. Die Breakout-Session wurden von den Referent*tinnen und niedergelassenen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut*innen begleitet.
Weitere Informationen zum Ablauf und zu den Referent*innen finden Sie hier. Die Veranstaltung machte deutlich, dass viele junge Menschen unter den psychischen Auswirkungen der Corona-Pandemie und ihrer Begleiterscheinungen leiden. Die Teilnehmer*innen waren sich einig, dass der erste Lockdown noch deutlich leichter zu ertragen war als der zweite. Das lange Andauern der Einschränkungen und die weiterhin unsichere Perspektive verstärken die psychischen Belastungen. Zusätzlich berichteten viele Schüler*innen von einem hohen schulischen Leistungsdruck bei häufig mangelndem Feedback durch die Lehrer*innen und wenig Struktur. Allerdings zeichnete sich hier ein heterogenes Bild: während manche Schulen den Fernunterricht offenbar sehr gut organisieren und es ihnen gelingt, in engem Austausch mit den Schüler*innen zu bleiben, fühlen sich andere allein gelassen. Die teilnehmenden Psychotherapeut*innen berichteten aus ihren Praxen von einer Zunahme von Zwängen,Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Außerdem treibe die Pandemie Patient*innen zurück in die Praxen, die eigentlich ihre Therapie bereits erfolgreich beendet hatten und nun Rückfälle erleiden. Auch seien einige wichtige therapeutische Interventionen zur Zeit nicht oder nur eingeschränkt möglich, ebenso Maßnahmen zur Berufsfindung wie Praktika. Als insgesamt hilfreich wurde die Möglichkeit der videogestützten Psychotherapie angesehen; aber viele Jugendliche zögen die Psychotherapie in der Praxis vor, sofern je nach Pandemielage möglich. Zur Sprache kam in diesem Zusammenhang die Frage, wie die Psychotherapiepraxen, die in der Regel schon vor der Pandemie kaum freie Plätze zu vergeben hatten, den in vielen Regionen teilweise deutlich gestiegenen Anfragen gerecht werden sollen. Kammerpräsidentin Sabine Maur forderte verschiedene Maßnahmen: Ein besserer Zugang für Kinder und Jugendliche zur Psychotherapie ist dringend nötig. Dies könnte unter anderem durch die zuverlässige Genehmigung der Kostenerstattung durch die Krankenkassen gefördert werden. Zudem ist der Ausbau psychosozialer Unterstützung für Kinder und Jugendliche in Schulen - insbesondere Schulsozialarbeit und Schulpsychologische Dienste - von großer Bedeutung. Ebenso der Ausbau ambulanter Angebote der Jugendhilfe für Familien, Kinder und Jugendliche. Die Bereitstellung gemeindenaher psychosozialer und Freizeit-Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien kann zudem einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der psychischen Gesundheit leisten. Immer wieder kam in der Veranstaltung die Frage auf, warum die Stimme der Kinder und Jugendlichen nicht gehört wird, wenn politische Entscheidungen zum Umgang mit der Corona-Pandemie getroffen werden. Entsprechend stieß die Idee, zumindest in dieser Online-Veranstaltung auch Schüler*innen selbst zu Wort kommen zu lassen, auf sehr positive Resonanz unter den verschiedenen Teilnehmergruppen. Neben den Beiträgen der Schüler*innen fand das neue, lebendige Veranstaltungsformat und die gelungene Verbindung von Praxis und Forschung großen Anklang. Alle, die nicht dabei sein konnten, haben die Möglichkeit, sich einen Mitschnitt der Veranstaltung auf YouTube anzusehen. Zum Mitschnitt gelangen Sie HIER. Außerdem können Sie sich die Präsentationen der Referent*innen hier herunterladen:

[Screenshot 11.3.2021]

17.03.2021
Zum Seitenanfang